Die Sommer in der Arktis und die Auswirkungen auf Mitteleuropa

Das Wetter und auch Klima in Mitteleuropa wird auch von den Eisverhältnissen in der Arktis beeinflusst. Insbesondere bei Kältevorstoßen im Sommer hängt es sehr davon ab, wie die vorherrschenden Temperatur- und Eisverhältnisse in den arktischen Breiten sind.

Warum die Temperatur in der Arktis das Ausmaß für Kälteeinbrüche im Sommer bestimmt?

Bis April ist in den meisten arktischen Gebieten noch richtig Winter, auch wenn die Sonne schon ziemlich lange scheint. Der Frost ist zwar nicht mehr ganz so streng, wie von November bis März, aber nur an den Rändern der Arktis beginnt bereits die Eisschmelze.

Mai

Ausgehend vom noch richtig winterlichen April, ist auch im Mai im Standardfall noch viel Frostluft in arktischen Regionen verfügbar. Daher kann es im Mai noch zu empfindlichen Kälterückfällen in Mitteleuropa kommen, obwohl der Sonnenstand das Niveau von Mitte Juli bis Anfang August erreicht hat. Schneefall in den höheren Mittelgebirgen ist keine Seltenheit, sogar im Tiefland, wie zuletzt Anfang Mai 2021 in Berlin, kann es im Mai noch schneien, auch wenn dies in den Niederungen sehr selten ist. Die Eisheiligen mit Mitte Mai mit Frostgefahr sind ja über Jahrhunderte in den Bauernregeln überliefert, siehe auch: Extremer Spätfrost im Böhmerwald im Mai 2025 und Eislaufen im Mai auf Gewässern in Mitteleuropa.

Juni

Im Juni verstärkt sich die Eisschmelze an den Rändern der Arktis, auch die Hudson-Bay taut auf, es bleiben jedoch noch einige Gebiete in der noch immer verbreitet vereisten inneren Arktis mit leichtem bis mäßigem Dauerfrost. Daher sind im Juni trotz des Jahreshöchststandes immer noch empfindliche Kälterückfälle möglich („Schafskälte), in den oberen Mittelgebirgen sogar mit Schnee. Die Kombination aus Dauerregen und kalte Luft aus arktischen Breiten kann dafür sorgen, dass die Temperatur an einzelnen Tagen selbst im Tiefland kaum über 10°C hinauskommt.

Juli

Im Laufe des Julis verschwinden die meisten Frostgebiete und selbst in der inneren Arktis herrschen meist Temperaturwerte um oder etwas über 0°C. Es ist nach der „Vorarbeit“ von Mai und Juni der Monat mit der schnellsten Eisschmelze. Der noch immer sehr hohe Sonnenstand (täglich 24-Stunden lang) und trifft nun ohne nennenswerten Frost ungeschützt auf Schnee und Eis in Arktis, was jetzt im großen Stil brüchig wird und vor sich hin taut. Daher kann es in Mitteleuropa zwar auch in der zweiten Julihälfte häufigen Regen geben (Tiefdruckgebiete vom Atlantik, Zentraltief Mitteleuropa), aber es ist nicht mehr kalt – so wie im Sommer 2025. Schneefall oder Schneeregen ist daher selbst auf den höchsten Gipfeln der Mittelgebirge äußerst selten (wenn dann noch eher Anfang Juli).

Grafik von ClimateReanalyzer.org

Aufgrund mehrerer Warmluftvorstöße in der Laptewsee waren Ende Juli 2025 sowohl die Nordostpassage als auch die Nordwestpassage mit Einschränkungen schiffbar.

 

August

Im August setzen sich Eisschmelze und Erwärmung zunächst noch fort. Jedoch beginnen mit dem nun rasch sinkenden Sonnenstand regelmäßig zwischen dem 15. und 20. August die Temperaturwerte in der inneren Arktis unter den Gefrierpunkt abzusinken. Das heißt, ab Ende August beginnen die Schnee- und Eismatschreste in der inneren Arktis wieder zusammenzufrieren. Der allgemeine Rückgang der Eisbedeckung setzt sich jedoch zunächst noch fort, da an den Rändern der Arktis das warme Meerwasser noch zu Tauprozessen führt.

In den letzten Jahren gab es Berichte, dass in einzelnen Jahren die Eisbedeckung extrem weit zurückgegangen war, wie z.B. 2012. Das schlimmste was dem arktischen Eis in dieser fragilen Phase zwischen Mitte Juli und Ende August passieren kann, sind neben Warmluftvorstößen auch kräftige Tiefdruckgebiete mit viel Wind. Denn das brüchige Eis wird dann mit dem wärmeren Tiefenwasser vermischt, was den Eisrückgang deutlich beschleunigt. Solange der Wind nur schwach ist, hält sich die Eisschmelze oft in Grenzen, weil über dem tauenden Eis häufig Nebel (kennen wir in Mitteleuropa im Winter auch als Tauwetternebel) die Sonneneinstrahlung vermindert.

September

Im September endet der Rückgang des arktischen Eises in der zweiten Septemberdekade. Mittlerweile setzte in weiten Teilen der Arktis Dauerfrost ein, oft schon mit strengem Frost unter minus 10°C, da die Sonne mittlerweile nur noch knapp über den Horizont kommt. Diese frisch produzierte Frostluft weht nun immer häufiger an die Eisränder, so dass das arktische Eis spätestens Ende September wieder anwächst.
Ab Ende August ist bei ersten Kaltluftvorstößen in den Gipfellagen der höchsten Mittelgebirge auch wieder Schneeregen und Schnee möglich (z.B. 30./31.August 1995: Schneekoppe (Riesengebirge) und Großer Arber (Böhmerwald). Ab Mitte September ist dies auch in Lagen knapp unter 1000 m ü.NN bei entsprechender Wetterlage zu erwarten (z.B. 1996 im Thüringer Wald). Selbst wenn Kaltluftvorstöße im Spätsommer/Frühherbst in Mitteleuropa noch recht selten sind, können bei deren Auftreten selbst im Tiefland Ende September erste Nachtfröste auftreten.

Oktober

Im Oktober breitet sich das arktische Packeis mit der zunehmenden Dunkelheit immer weiter aus und der Frost verschärft sich drastisch. Der Kältepol der Nordhalbkugel, Oimjakon im Nordosten Sibiriens, gehört zwar wegen der warmen Sommer nicht zur Arktis, aber im Laufe der ersten Oktoberdekade sinkt die Temperatur – nach bereits ersten strengen Nachtfrösten unter minus 10°C im September – dauerhaft für viele Monate unter den Gefrierpunkt.

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