Ein warmer September senkt die Wahrscheinlichkeit für kalte Winter!

Wie verläuft der Herbst vor sehr kalten Wintern?

Während meiner früheren Zeit als aktiver Meteorologe und auch inhaltlich verantwortlich für die Betreuung der Winterdienste, war zwischen den Kollegen im Herbst natürlich häufiger ein Thema, wie der kommenden Winter mutmaßlich verlaufen wird. Aus den kalten Winter der vorherigen Jahrzehnte hatten wir häufig auf den Oktober geschaut. Gemäß den Bauernregeln:
„Oktoberwetter warm und hell, bringt kalten Wind und Winter schnell.“ oder
„Ist Oktober mild und fein, kommt ein scharfer Winter drein.“
hatten wir sehr einen Fokus auf den Oktober. Ein warmer Oktober, dazu auch noch ruhig und trocken, erhöhte die Wahrscheinlichkeit für einen kalten Winter.

Umgekehrt galt auch:
„Schneit’s im Oktober gleich, wird der Winter weich“ oder
„Oktober rau, Januar flau“

Diese Korrelation traf zumindest in den 1990iger und 2000-er Jahren häufig zu.

Aus meinen früheren Aufzeichnungen kristallisierte sich heraus, dass ein deutlich(!) zu warmer September in Mitteleuropa (>= 1,5°C) selten kalte Winter zur Folge hatte. War der September hingegen zu kalt oder höchstens leicht zu mild und anschließend der Oktober mild und trocken, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für einen kalten Winter. 1986 war ein Beispiel, bei dem die Kombination kühler September und milder Oktober gut zu sehen war, denn der anschließende Winter 1986/87 war kalt.

Bei meiner jüngsten Recherche über die kältesten Winter in Mitteleuropa seit 2000 Jahren, fiel mir jedoch auf, dass zumindest einige richtige Strengwinter bereits schon im Oktober begannen. Zumindest gab es im Oktober bereits Nachtfröste oder ersten Schnee zum Ende des Monats. Daher habe ich Grok4 gebeten, zeitlich etwas ausgedehnter zu recherchieren.

Zunächst die Frage nach der Korrelation: warmer September bedeutet häufig milder Winter?

Hier seine Antwort: Ja, deine Erinnerung stimmt weitgehend: Nach einem deutlich warmen September (Abweichung ≥ +1,5 °C vom Mittelwert 1981–2010) folgte in Deutschland/Mitteleuropa in den meisten historischen Fällen kein kalter Winter. Ich habe das anhand von Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) überprüft, die auf einer Website mit historischen Monatsstatistiken zusammengefasst sind. Die Analyse umfasst 19 relevante Jahre seit 1881, in denen der September eine solche positive Abweichung aufwies. Um „kalten Winter“ zu definieren, habe ich eine vergleichbare Schwelle verwendet: eine Abweichung ≤ -1,5 °C vom Mittelwert für den Winter (Durchschnitt aus Dezember, Januar und Februar). In nur 2 von 19 Fällen (ca. 10 %) war der folgende Winter kalt. In den meisten Jahren war der Winter mild oder sogar sehr mild (positive Abweichung). Hier eine Tabelle mit den relevanten Jahren, der September-Abweichung und der Winter-Abweichung (basierend auf dem Mittelwert 1981–2010):

Jahr (September) September-Abweichung (°C) Winter-Abweichung (°C)
1886
+1,6
-2,10 (kalt)
1895
+1,7
-1,17
1929
+2,0
+1,03
1934
+2,1
+1,17
1942
+1,6
+0,67
1947
+3,2
+0,83
1949
+2,8
+0,80
1961
+2,8
-0,40
1975
+1,9
+0,13
1982
+2,1
+0,67
1999
+3,3
+1,53
2005
+1,5
-1,57 (kalt)
2006
+3,4
+3,53
2011
+1,7
+0,27
2016
+3,3
+0,13
2018
+1,6
+2,00
2021
+1,6
+2,43
2023
+3,8
+3,20
2024
+1,9
+1,33

In den Jahren 1886 und 2005 folgte ein kalter Winter, was Ausnahmen darstellt. In allen anderen Fällen war der Winter normal oder wärmer als üblich. Das deutet auf eine schwache oder keine Korrelation hin, die möglicherweise durch atmosphärische Muster wie die Nordatlantische Oszillation (NAO) beeinflusst wird, aber die Daten bestätigen deine Beobachtung, dass es „fast nie oder nur sehr selten“ vorkommt.

Septemberwitterung und die nachfolgenden Strengwinter der letzten 2000 Jahre

Auch wenn es keine direkten Messdaten vorhanden sind, habe ich nun Grok4 auch zu den früheren Strengwintern recherchieren lassen, ob es Hinweise auf die Temperatur der vorherigen September, aber auch Oktober gibt.

Hier die Antwort des KI-Tools Grok4:
Ja, deine Beobachtung zu historischen Quellen passt zu vielen Rekonstruktionen des Klimas während der Kleinen Eiszeit (ca. 1300–1850), wo extrem kalte Winter in Mitteleuropa häufig nach eher kühlen oder normalen Septembers auftraten, oft beeinflusst durch großskalige atmosphärische Muster wie eine negative Nordatlantische Oszillation (NAO). Das spiegelt sich in Dokumenten und Proxy-Daten wider, die auf variierende, aber tendenziell kühlere Herbstbedingungen vor harten Wintern hindeuten. Ausnahmen gibt es tatsächlich, wie du sagst – der Klimawandel jener Zeit war nicht uniform, und lokale Variationen spielten eine Rolle.
Zum Beispiel der Winter 1607/08: Er gilt als einer der „großen Winter“ Europas mit extremer Kälte, Schnee und Frost, der zu hohen Sterblichkeitsraten führte und Teil der frühen Kleinen Eiszeit war.

Rekonstruktionen zeigen für Mitteleuropa in dieser Periode allgemein kältere Bedingungen, besonders im Winter, mit Anomalien, die unter dem Langzeitmittel lagen (Referenzperiode oft 1961–1990).
Für den September 1607 fehlen präzise monatliche Anomalien in vielen Quellen für Mitteleuropa, aber in Teilen Westeuropas (z. B. England) war er heiß und trocken, was eine Abweichung vom „typischen“ Muster darstellen könnte und somit eine Ausnahme unterstreicht.

Insgesamt deuten die Daten auf eine schwache Korrelation hin, ähnlich wie in den moderneren Perioden ab 1881, wo warme Septembers selten mit kalten Wintern einhergehen, aber nicht immer.

Rekonstruktionen und Proxy-Daten lassen eine Abschätzung bis tief in die Historie zu

1.) Basierend auf historischen Rekonstruktionen und Quellen wie der Studie von Dobrovolný et al. (2010), die Indizes für Mitteleuropa bis 1500 zurückreichen, sowie anderen Klimadaten (z. B. DWD für moderne Jahre und Proxy-Daten für frühere Perioden) habe ich die Temperaturbedingungen im September und Oktober vor den bekannten strengen Wintern in Deutschland/Mitteleuropa zusammengefasst.

Für Perioden ab 1500 gibt es monatliche Indizes (Skala von -3 = extrem kalt bis +3 = extrem warm, bezogen auf das Mittel 1961–1990). Für frühere Jahre (vor 1500) sind Daten meist saisonal oder aus Chroniken, oft ohne monatliche Auflösung – hier deuten Proxy-Daten (z. B. Baumringe, Dokumente) auf tendenziell kühle Bedingungen hin, aber spezifische September/Oktober-Werte fehlen meist.

Hier eine Tabelle mit den verfügbaren Daten (Anomalien/Indizes wo möglich; „kühl“ = -1 oder niedriger, „normal“ = 0, „warm“ = +1 oder höher; für pre-1500 oft qualitativ):

Winter September (vorher) Oktober (vorher) Quelle/Notizen
1708/09
Normal (0)
Kühl (-1)
Dobrovolný et al. (2010): Index-Skala; frühe Kälteeinflüsse im Herbst.
1739/40
Normal/früh kühl (0)
Stark kühl (-4°C Anomalie)
Starke Fröste, negative Anomalien; einer der kältesten Herbste.
1607/08
Kühl (-1)
Normal (0)
16. Jh.-Rekonstruktion: Kühlender Trend im Herbst, aber normal im 1590s-Dekade.
1962/63
Normal bis kühl
Normal
DWD-Daten: Keine starke Abweichung; Winterkälte folgte trotz normalem Herbst.
763/764
Keine monatl. Daten; saisonal kühl
Keine monatl. Daten; saisonal kühl
Proxy-Daten (z. B. Polen-Rekonstruktion): Kalte Winterphasen, aber keine Sep/Oct-Details.
1322/23
Keine monatl. Daten
Keine monatl. Daten
Dokumente deuten auf kühle Bedingungen; schwere Winter ohne Herbst-Details.
1683/84
Normal (0)
Kühl (-1)
Index-Skala; typisch für Kleine Eiszeit.
1829/30
Normal (0)
Normal (0)
Rekonstruktion: Keine extreme Abweichung.
1459/60
Keine monatl. Daten; kühle Dekade
Keine monatl. Daten; kühle Dekade
1450er: Kälteste Dekade (-6.7°C Wintermittel); Herbst wahrscheinlich kühl.
1788/89
Normal (0)
Normal (0)
Kleine Eiszeit: Oft kühle Herbste.
406/407
Keine Daten
Keine Daten
Frühe Periode: Keine zuverlässigen Rekonstruktionen für Mitteleuropa.
1928/29
Mild/normal
Mild/normal
Frühes 20. Jh.-Wärmung: Keine starke Kälte im Herbst.
1783/84
Normal (0)
Normal (0)
Vulkanische Einflüsse (Laki-Ausbruch) könnten Herbst beeinflusst haben.
1431/32
Keine monatl. Daten; sehr kalt Dekade
Keine monatl. Daten
1430er: Winter -5.5°C; Herbst kühl angenommen.
1233/34
Keine monatl. Daten
Keine monatl. Daten
Dokumente: Schwere Winter, unzuverlässige Herbst-Details.
1306/07
Keine monatl. Daten
Keine monatl. Daten
Unzuverlässige Quellen; kühle Phase.
859/60
Keine monatl. Daten; saisonal kühl
Keine monatl. Daten
Frühe Mittelalter: Kalte Perioden, keine Monatsdaten.
1941/42
Normal bis mild
Normal
Frühes 20. Jh.: Keine extreme Herbstkälte; Winter extrem trotz das.
821/22
Keine monatl. Daten
Keine monatl. Daten
Wenig Daten; kalte Winterphase.
1694/95
Kühl (-1)
Sehr kühl (-2)
Starke Kälte im Herbst.
1939/40
Normal
Normal
DWD/ETCW: Milder Herbst in Wärmephase.
1467/68
Keine monatl. Daten; nasse Sommer
Keine monatl. Daten
1460er: Nasse Bedingungen, kühle Herbste möglich.
874/75
Keine monatl. Daten
Keine monatl. Daten
Frühe Periode: Keine spezifischen Daten.

In den meisten Fällen vor 1500 fehlen monatliche Details, und Rekonstruktionen (z. B. aus Polen/Mitteleuropa) zeigen kalte Winterdekaden, aber Herbst war oft „normal“ oder kühl, passend zu deiner Beobachtung. Warme Septembers sind selten vor kalten Wintern.

2.) Die Analyse von Dobrovolný et al. (2010) zeigt für Mitteleuropa ab 1500 eine Tendenz zu kühlen oder normalen Septembers/Oktobers vor kalten Wintern (z. B. mehr negative Indizes). Der langfristige Rückgang der Temperaturvariabilität im Herbst (SON) über 500 Jahre wird hervorgehoben, beeinflusst durch die Kleine Eiszeit. Archive wie diese nutzen Dokumente (Chroniken, Weinlese-Daten) und Instrumentaldaten, um Indizes zu kalibrieren. Korrelationen mit NAO und vulkanischen Ereignissen erklären Variationen, aber warme Herbste führen selten zu kalten Wintern. Für pre-1500 ergänzen Studien wie Przybylak et al. (2023) saisonale Daten, die kühle Herbste andeuten, ohne monatliche Granularität.
=== Ende der Ausführungen von Grok ===

Fazit Herbstwitterung vor kalten oder strengen Wintern

Dieser Artikel handelt um die Beziehung zwischen Herbstwitterung und kalten Wintern in Deutschland/Mitteleuropa, speziell ob ein warmer September (Abweichung ≥ +1,5 °C) selten einem kalten Winter folgt. Historische Daten, u. a. vom Deutschen Wetterdienst und Dobrovolný et al. (2010), bestätigen, dass nach warmen Septembers in nur etwa 10 % der Fälle (z. B. 1886, 2005) ein kalter Winter (≤ -1,5 °C) folgte. Für 23 historische kalte Winter (z. B. 1607/08, 1708/09) wurden September- und Oktobertemperaturen analysiert. Meist waren diese normal oder kühl, selten warm, besonders in der Kleinen Eiszeit. Klimarekonstruktionen und Proxy-Daten zeigen, dass Temperaturanomalien im Herbst, beeinflusst durch die Nordatlantische Oszillation, die Wintervorhersage erschweren, aber warme Herbste seltener mit Winterkälte korrelieren. 

Die Untersuchungen bezogen sich auf Deutschland und Polen, also dem mittleren und östlichen Zentraleuropa. Auffallend viele kalte oder sogar sehr strenge Winter hatten zuvor keinen deutlich zu warmen September. Viele historisch richtige strenge Winter begannen bereits im Oktober oder es gab schon erste frühwinterliche Kaltluftvorstöße.

Die jüngste Langfristprognosen für den September 2025 deutete auf einen normalen bis leicht zu kühlen September hin. In den letzten Tagen gab es eine gewisse Änderung, dass für Deutschland und Polen zumindest die erste Septemberdekade bis erste Septemberhälfte insgesamt überdurchschnittliche Temperaturabweichungen bringen soll. Für die zweite Septemberhälfte zeigen die derzeitigen Berechnungen keine signifikante Abweichung der Temperatur in diesen beiden betrachteten Länder.

Wie wir jetzt nach diesem Artikel wissen, wäre ein kalte Winter 2025/2026 nach einem deutlich(!) zu warmen September 2025 zumindest statistisch sehr unwahrscheinlich. In zwei bis drei Wochen wissen wir mehr.



Dieser Artikel betrachtet einen Teilbereich der ausführlichen und detaillierten chronologischen Auflistung der Seite Außergewöhnliche/Extreme Wetterereignisse in Mitteleuropa der letzten 2000 Jahre. Eine Fundgrube von historischen Ereignissen, nicht nur aus der Sicht des Wetters und Klima.

Auf der Seite  Langfristprognosen berichte ich im Abstand von 7 bis 10 Tagen über den aktuellen Status der 4-Wochen-Prognosen des ECMWF.



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