Die Hudson Bay in Kanada ist ein faszinierendes Beispiel für die Dynamik arktischer Meereisbildung. Im Frühwinter 2025 erlebten Beobachter eine der spätesten Eisbildungen der letzten Jahrzehnte – und doch könnte die Bay bereits um den 20. Dezember 2025 weitgehend zugefroren sein. Dieser Artikel blickt auf die aktuelle Wetterlage, die milden Ostwinde im November und den plötzlichen Umschwung durch arktische Kaltluft, der zu einer schnellen Vereisung führt.
Der ungewöhnlich milde November 2025: Ostwinde halten die Hudson Bay offen
Der November 2025 war in der Region um die Hudson Bay außergewöhnlich mild. Anhaltende Ostwinde brachten milde Luftmassen vom Atlantik heran und verhinderten eine frühe Abkühlung der Wasseroberfläche. Bis Ende November blieb die Bay fast vollständig eisfrei – ein Zustand, der historisch selten ist. Normalerweise erreicht die Eisbedeckung bereits im November 20–30 %, doch 2025 lag sie bei unter 5 %.
Diese milden Ostwinde sind ein klassisches Wetterphänomen: Sie transportieren feuchte, relativ warme Luft aus dem offenen Atlantik über die Bay und halten die Oberflächentemperaturen über dem Gefrierpunkt. Kombiniert mit einer stabilen Hochdrucklage über dem Nordosten Kanadas blockierten sie den Einbruch kalter arktischer Luft aus dem Westen und Norden. Satellitenbilder und Daten der Canadian Ice Service zeigten bis Mitte Dezember große offene Wasserflächen, besonders im Süden und Osten der Bay.
Der plötzliche Wechsel: Arktische Kaltluft aus West/Nordwest beschleunigt die Vereisung
Ab Mitte Dezember 2025 änderte sich die Wetterlage dramatisch. Starke West- und Nordwestwinde brachten arktische Kaltluft mit Temperaturen bis unter -40 °C in die Region. Diese Kaltlufteinbrüche – oft begleitet von Schneefällen und einer wachsenden Schneedecke an den Ufern – kühlen die Wasseroberfläche rapide ab.

Die Eisbildung setzt nun explosionsartig ein: Zuerst bildet sich dünnes Neues Eis (New Ice) entlang der Küsten, das sich schnell zu Graueis (Grey Ice) verdickt. Unter anhaltendem Frost komprimiert und verdichtet der Wind das junge Eis, sodass große Flächen in wenigen Tagen hohe Konzentrationen erreichen.

Prognosen des ECMWF-Modells vom 17. Dezember 2025 zeigten für den 20. Dezember eine flächendeckende Vereisung mit Konzentrationen von 80–100 % in weiten Teilen der Bay, besonders im Westen und Norden.

Dieser schnelle Prozess ist typisch für die Hudson Bay: Sobald kalte Luft dominiert, kann die Eisbedeckung innerhalb von 1–2 Wochen von unter 30 % auf über 90 % steigen. Die umliegende Schneedecke verstärkt diesen Effekt, indem sie die Landtemperaturen senkt und den Wärmeaustausch mit dem Meer reduziert.
Historische Vergleiche: Wie oft war die Vereisung so verzögert – und doch noch rechtzeitig?
Ähnliche Muster gab es in der Vergangenheit. In Jahren wie 2010, 2021 oder 2024 startete die Eisbildung extrem spät (oft erst Anfang Dezember signifikante Bedeckung), erreichte aber durch starke Kaltlufteinbrüche doch eine nahezu vollständige Vereisung bis Ende Dezember oder Anfang Januar.
Durchschnittlich erreicht die Hudson Bay >90 % Eisbedeckung Mitte bis Ende Dezember.
In verzögerten Jahren (z. B. 2024) persistieren offene Bereiche länger, aber ein starker Frostumschwung kann das schnell ändern.
2025 passt perfekt ins Bild: Trotz rekordverdächtig niedriger Bedeckung Mitte Dezember (nur ca. ein Drittel vereist um den 15.12.) deutet alles auf eine Aufholjagd hin.
Die Bay friert regional unterschiedlich zu: Der Westen (z. B. bei Churchill) oft früher, der Süden und Osten später. Doch bei dominantem Westwind vereinheitlicht sich das Bild rasch.
Was bedeutet das für die Natur der Hudson Bay?
Die rasche Vereisung schafft eine stabile Plattform für das arktische Ökosystem. Polarbären, die monatelang an Land warten mussten, können nun wieder auf das Eis hinaus und auf Robbenjagd gehen. Die dicke Eisdecke im Winter schützt auch die Unterwasserwelt und ermöglicht traditionelle Aktivitäten der indigenen Gemeinden rund um die Bay.
Solche dynamischen Wetterwechsel zeigen, wie sensibel die Hudson Bay auf Windrichtungen und Luftmassen reagiert. Milde Ostwinde verzögern den Start, aber arktische Kaltluft aus dem Westen kann in kürzester Zeit für eine flächendeckende Vereisung sorgen – oft gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten.
Fazit: Die Hudson Bay 2025 – Ein Lehrstück in arktischer Wetterdynamik
Der Winter 2025 demonstriert eindrucksvoll, wie schnell sich die Verhältnisse in der Arktis ändern können. Von fast eisfrei Ende November durch milde Ostwinde zu einer prognostizierten flächendeckenden Vereisung um den 20. Dezember – dank massiver Kaltlufteinbrüche aus West und Nordwest. Diese rasante Entwicklung ist kein Einzelfall, sondern Teil der natürlichen Variabilität der Hudson Bay.
Beobachter und Wetterinteressierte sollten die aktuellen Satellitenbilder und Prognosen im Auge behalten: Die nächsten Tage entscheiden, ob die Bay tatsächlich vor Weihnachten vollständig zugefroren ist. Ein spannendes Naturschauspiel, das zeigt, wie mächtig Wetterlagen die arktische Eiswelt beeinflussen.
Quellen: Canadian Ice Service, ECMWF-Prognosen, NSIDC-Daten, historische Eis-Charts. Aktueller Stand: 17. Dezember 2025.
Mehr aktuelle Wetter- und Temperaturinfos auf der Seite „Die Natur der Hudson-Bay„.
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