Eisverhältnisse Nordhemisphäre
Zur Zeit der geringsten Eisausdehnung auf der Nordhalbkugel (August/September) ist lediglich die innere Arktis vereist. Seit einigen Jahren sind selbst die Laptew-See und Ostsibirische See für einige Wochen ohne größere Probleme mit Schiffen befahrbar. Auch die bekannte Nordwestpassage waren in den letzten Jahren im August und September häufig weitgehend eisfrei und damit schiffbar. Anders sieht es an der Nordküste Grönlands und den nördlichsten kanadischen Inseln (z.B. Ellesmere-Insel) aus. Die vorherrschende Meeresströmung drückt das Packeis in diesen Gebieten zusammen, so dass dort in der Regel keine Durchfahrt per Schiff möglich ist.
Die Laptew-See als Eisfabrik der Arktis
Die Laptew-See wird oft als „Eismaschine der Arktis“ bezeichnet, weil sie eine zentrale Rolle in der Produktion von Meereis spielt, das für die gesamte Arktis und das globale Klimasystem von großer Bedeutung ist. Hier eine detaillierte Erklärung der Eisproduktion in der Arktis und der besonderen Bedeutung der Laptew-See:
1. Eisproduktion in der Arktis
Die Bildung von Meereis in der Arktis ist ein saisonaler Prozess, der stark von den klimatischen Bedingungen, den Wassertemperaturen und der Winddynamik abhängt.
– Salzgehalt und Gefrierpunkt des Meerwassers: Meerwasser gefriert bei etwa -1,8 °C, abhängig vom Salzgehalt. Beim Gefrieren wird Salz aus dem Eis verdrängt, was das verbleibende Wasser schwerer und dichter macht und vertikale Zirkulation fördert.
– Wichtige Prozesse der Eisbildung:
– Frazil-Eis: Winzige Eiskristalle bilden sich im kalten Oberflächenwasser und sammeln sich zu Platten.
– Pancake-Eis: Diese Platten können zu größeren Strukturen zusammenwachsen, insbesondere wenn die See aufgewühlt ist.
– Packeis: Bei ruhigen Bedingungen verdichtet sich das Eis und bildet dickere Schichten, die dann als Packeis bezeichnet werden.
2. Warum ist die Laptew-See die „Eismaschine der Arktis“?
Die Laptew-See, die nördlich von Sibirien liegt, hat ideale Bedingungen für die intensive Eisproduktion, die sich auf die gesamte Arktis auswirkt.
Klimatische Bedingungen:
– Extrem kalte Temperaturwerte: Im Winter herrschen in der Laptew-See besonders niedrige Temperaturwerte, die die Eisbildung begünstigen.
Wind und Strömungen:
– Offshore-Winde: Kalte, trockene Winde aus Sibirien treiben das frisch gebildete Eis aus der Laptew-See nach Norden ins zentrale arktische Becken. Dadurch wird Platz für neues Eis geschaffen, was die kontinuierliche Eisproduktion ermöglicht.
– Transport von Eis: Das Eis aus der Laptew-See wird oft durch das Transpolardrift-System weiter in die zentrale Arktis transportiert und beeinflusst so die Gesamteisdecke.
Eisproduktion und Export:
– Erneuerung der Eisdecke: Die Laptew-See bildet jedes Jahr riesige Mengen dünnen ersten Eises, das durch die oben genannten Prozesse verteilt wird.
– Frühzeitige Eisbildung: Die Laptew-See gehört zu den Regionen, in denen das Meereis früh im Jahr zu wachsen beginnt, was eine Grundlage für die Eisdecke in der gesamten Arktis schafft.
3. Auswirkungen auf das globale Klima
Die Rolle der Laptew-See als „Eismaschine“ hat globale Bedeutung:
– Kühlender Effekt: Die Eisbildung setzt latente Wärme frei, die in die Atmosphäre abgegeben wird, was die Region weiter abkühlt.
– Süßwassereintrag: Beim Gefrieren des Meerwassers wird Salz verdrängt, wodurch das verbleibende Wasser dichter wird und absinkt, was die thermohaline Zirkulation unterstützt.
– Eisalbedo-Effekt: Das reflektierende Meereis reduziert die Absorption von Sonnenstrahlung und hat so eine kühlende Wirkung auf das globale Klima.
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Im Raum Spitzbergen und Franz-Josef-Land zieht sich das Packeis nicht zuletzt wegen des Nordatlantik-Stroms bis über 80° nördliche Breite zurück. Im Winter ist aus demselben Grund die geringste Ausdehnung im Raum Spitzbergen und bei Nowaja Semlja zu erwarten. Das Bering-Meer und vor allem das Ochotskische Meer ist im Spätwinter hingegen weit südlich vereist. Der Labrador-Strom verfrachtet das Eis am weitesten nach Süden und sorgt an der Ostküste Kanadas im Raum Neufundland für eine Packeisgrenze südlich von 50° nördliche Breite.
Selbst im Winterhalbjahr erreicht die Ausdehnung des arktischen Packeises in letzter Zeit nicht mehr die Ausmaße früherer Jahrzehnte. Die Hudson-Bay war z.B. in den Jahren 2010 und 2011 erst im Januar komplett vereist. Im Sommer 2013 wurde bei der Betrachtung der geringsten Eisausdehnung der letzten 30 Jahre „nur“ Platz 6 erreicht. Die Eisbedeckung blieb rund 1,7 Millionen Quadratkilometer höher als im Rekordjahr 2012. Die Nordwestpassage war während des gesamten Sommers – im Gegensatz zu den letzten Jahren – zu keiner Zeit komplett eisfrei.
In den jüngsten Jahren waren im August und September sowohl die Nordwestpassage als auch die Nordostpassage jeweils für einige Wochen ohne größeres Packeis befahrbar. Eine Betrachtung, ob die längere eisfreie Zeit im Spätsommer wirtschaftliche Vorteile hat, gibt es unter: Klimaerwärmung begünstigt die Befahrbarkeit der Nordostpassage – wirtschaftliche Vorteile?
Die „Eis-Fabrik“ der Arktis ist die Laptew-See. Hier weht aus Sibirien wiederholt extreme Kaltluft auf den arktischen Ozean, was rasch zur Eisbildung führt. Das Eis wird dann von der Meeresströmung in die zentrale Arktis und Richtung Grönland transportiert. Mehr Details über die Laptew-See und zur „Eis-Fabrik“ findest du in den nachfolgenden Links.
- aktuelle Eisbedeckung in der Arktis
- Meereisportal – aktuelle Meereiskarten in der Arktis und Antarktis
- Mittlere Schnee- und Eisbedeckung auf der Nordhalbkugel
- Prognose der Schneedecke und Eisveränderung auf der Nordhalbkugel in den nächsten 10 Tagen (ECMWF) !
- Prognose Wassertemperatur der Arktis und angrenzenden Polargebieten in den kommenden 10 Tagen (ECMWF)
- Gegenwärtige und vergangene Vereisung der Nordhalbkugel vom National Ice Center
- Die Laptew-See – Eisfabrik der Arktis (mit Verlauf der Eisausdehnung in den letzten Jahrzehnten)
- Diverse Publikation zum Meereis und Permafrostböden vom Alfred-Wegener-Institut
- Neue Weltkarte des Permafrostes
Webcam Kuujjuarapik (Südostküste Hudson-Bay)
Die Hudson Bay ist ein Randmeer im zentralen und Osten Kanadas. Da sich über dem Nordosten Kanadas sowie über Nordostsibirien im Standardfall die beiden atmosphärischen Kältepole der Nordhalbkugel aufhalten, ist die Hudson Bay von November/Dezember bis Juni vereist, obwohl der südliche Teil von der geographischen Breitenlage der südlichen Ostsee entspricht. Die letzten Eisreste tauen im Sommer erst im Juli, in einigen Jahren sogar erst Anfang August vollständig ab. Im November sammeln sich zahlreiche Eisbären an der Westküste der Hudson-Bay, die darauf warten, auf die zugefrorene Hudson-Bay zu laufen. Denn auf dem Eis jagen sie Robben. Es gibt zahlreiche Webcams an der Hudson-Bay und generell in Kanada. Mehr zum Klima an den beiden Kältepolen der Kanadischen Arktis und Sibirien.
Webcam Nuuk / Grönland
Die Webcam in der Hauptstadt von Grönland Nuuk zeigt auf die Labradorsee, die zwischen Grönland und Labrador und dem südöstlichen Teil von Baffin Island liegt. Weiter nördlich geht diese in die Baffin Bay über. Im Winter und Frühling vereist die Labradorsee teilweise, was mit der Webcam dann zu beobachten ist.
Gletscher weltweit
Überdauert Schnee die Sommermonate wird er verdichtet und entwickelt sich zu Eis, den sogenannten Gletscher. Fällt im Laufe der Jahre mehr Schnee als im Sommer abtaut, wächst ein Gletscher. Schmilzt hingegen im Laufe des Jahres mehr Eis und Schnee ab, schrumpft oder verschwindet ein Gletscher. Neben der Temperatur ist vor allem die Niederschlagsmenge in den Monaten mit einer Temperatur um und unter null Grad Celsius entscheidend. Wolkenreiche Sommer und schneereiche Winter und Frühjahre sind günstiger als trocken-kalte Winter und sonnenscheinreiche Sommer oder solche mit viel Regen bei positiven Temperaturwerten. Selbst wenn Gletscher in einigen Regionen dieser Welt wachsen, ist global ein Rückgang der Gletscher zu beobachten. Eine Folge der seit über 150 Jahren ansteigende globale Mitteltemperatur seit der kleinen Eiszeit im späten Mittelalter.
Auch in den Alpen haben die dort vorhandenen Gletscher in den zurückliegenden Jahrzehnten an Masse verloren. Häufig trocken-heiße Sommer und schneearme Winter im Alpenraum haben ihre Spuren hinterlassen.
Webcam Pitztaler Gletscher
Eisverhältnisse Südhemisphäre
Im Gegensatz zur Arktis befindet sich am Pol der Südhemisphäre der rund 12,4 Mio km² große Kontinent Antarktika. Dieser ist weitgehend von einer bis zu 4000 Meter mächtigen Inlandeisdecke bedeckt. Am 21.07.1983 wurde an der russischen Forschungsstation Wostok mit minus 89,2°C die bisher niedrigste, jemals offiziell gemessene Temperatur weltweit registriert. Rund um den Kontinent befindet sich Meer-Eis, das im Februar mit rund 4 Mio km² die minimale und im September mit über 20 Mio km² seine maximale Ausdehnung erreicht. Die äußerste Treibeisgrenze befindet sich etwa zwischen 60° und 65° südlicher Breite im Pazifischen und zwischen 55° bis 60° im Atlantischen sowie Indischen Ozean. Extreme Eisbergsichtungen gab es jedoch auch schon nahe Kapstadt und westlich von Neuseeland.
Webcam Neumayer-Station (Antarktis)
Während auf dem Festland nur Flechten, Moose und einige wirbellose Tiere anzutreffen sind, gibt in den antarktischen Meeren ein reichhaltiges Pflanzen- und Tierleben. Neben Algen, Krill, Wale, Robben und zahlreiche Seevögel sind dort vor allem die bekannten Pinguine zu beobachten.
Webcam Amundson-Scott (Südpol)
Im Gegensatz zur Arktis befindet sich die Eisbedeckung der Antarktis in den letzten Jahren nahe am Maximum seit der regelmäßigen Registrierung im Jahr 1979.So belegte das Jahr 2013 im Frühwinter Mai und Juni teilweise Platz 1 der bisher beobachteten Eisausdehnung. Erst zur Zeit der maximalen Eisbedeckung der Antarktis fiel das Jahr 2013 einige Plätze zurück.
Fasst man die globale Eisbedeckung der Ozeane zusammen, so gab es im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt im Jahr 2013 lediglich eine geringe negative Abweichung. Allerdings konnte in den jüngsten Jahren der Rückgang des arktischen Eises von den nur langsamen Veränderungen der antarktischen Eisverhältnisse nicht mehr kompensiert werden. Daher ist derzeit weltweit betrachtet ein Rückgang des Eises zu beobachten.
Eis und Schnee gibt es auch im Süden Chiles und Süden Argentiniens, vorwiegend in der Nähe der Anden. Die Südspitze Südamerikas nennt man Kap Hoorn.
- aktuelle Eisbedeckung in der Antarktis (aber auch Arktis)
- Temperatur und Wind Antarktis vom ECMWF (kommende 10 Tage)
- Prognose Niederschlagsmenge (6-stündlich) Antarktis vom ECMWF (kommende 10 Tage)
- Prognose Schneedecke und Meereis Antarktis vom ECMWF (kommende 10 Tage)
- Unterschiede Antarktis und Arktis
- Temperaturentwicklung Südhemisphäre in den kommenden Tagen
- Folgen der globalen Erwärmung in der Antarktis
- Antarktis: Wärme kommt aus der Tiefe
- Arbeiten und Leben in der Antarktis
- Planet-Schule – Polargebiete